Die Irrfahrt eines Stahlgiganten

Die „12.10“, die nicht nur die größte und schnellste, jemals in Österreich gebaute Dampflokomotive – sondern auch die einzige der Nachwelt erhaltene – ist, verbrachte die letzten Jahrzehnte, im Kreise anderer historisch bedeutsamen Giganten, im Strasshofer Eisenbahnmuseum.

Im Spätsommer letzten Jahres wurde dieses Highlight aus Strasshof mit großem Aufwand abgeholt und sollte, anlässlich der diesjährigen Landesausstellung, nach Wiener Neustadt gebracht werden.

Offensichtlich wurden die Verantwortlichen in Wiener Neustadt vom Eigentümer der Lokomotive, dem Technischen Museum Wien, jedoch falsch informiert. Das Interesse der Stadt Wiener Neustadt an der Überstellung des Stahlgiganten beruhte ausschließlich auf der beharrlichen Aussage des Eigentümers, die Maschine sei in der Lokomotivfabrik in Neustadt gebaut worden.

Obwohl die Vertreter des Eisenbahnmuseums Strasshof wiederholt auf den Irrtum hingewiesen hatten, wurde die Lok abtransportiert und zur optischen Aufbereitung nach Korneuburg überstellt. Von dort aus hätte sie nach erfolgter Sanierung zur Landesausstellung gebracht werden sollen.

Als die NÖN Wr. Neustadt nun am 15.01. dieses Jahres über die bevorstehende „Heimkehr“ der Dampflok berichtete, meldeten sich bei der Redaktion gleich mehrere Eisenbahn-Experten, die die Aussage des Eisenbahnmuseums Strasshof bestätigten. Die Produktion, der in der Zwischenkriegszeit gefertigten „Dampflokomotive 12.10“, erfolgte nicht wie vom Technischen Museum behauptet in Wiener Neustadt, sondern in der Lokomotivfabrik Floridsdorf! Naturgemäß erlosch das Interesse der Wiener Neustädter, diese Maschine auszustellen, umgehend.

LAbg. Dieter Dorner, selbst ein großer Eisenbahnfreund und Unterstützer des Strasshofer Eisenbahnmuseums, ist über die Vorgangsweise verärgert. „Nicht nur, dass Strasshof eine seiner Attraktionen verloren hat und Wiener Neustadt nun logischerweise auch kein Interesse an der Ausstellung hat, steht dieses historische Exponat nun auf einem privaten Lagerplatz und ist der Öffentlichkeit somit nicht einmal mehr zugänglich. Das Technische Museum hat darüber hinaus für einen unnötigen Straßentransport tausende EURO vernichtet. „, erklärt der Gänserndorfer Landtagsabgeordnete.